RRI4 - Abschluss der Rekrutierungsphase

Das sportmedizinische Forschungslabor (LIH) startete eine neue große Studie zum Thema Laufsport. Diese Studie ist die Erste, welche gleichzeitig die Lauftechnik und das Verletzungsrisiko bei einer Kohorte von über 800 Läufern untersucht! Hierbei handelt es sich um eine der größten Gruppen von Läufern, welche über einen mehrmonatigen Zeitraum beobachtet werden. Ziel der Studie ist die Identifizierung des Einflusses der Dämpfungseigenschaften der Laufschuhe, des Körpergewichtes, sowie der Lauftechnik auf das Verletzungsrisiko.

Die Rekrutierungsphase ist nun abgeschlossen. Über 870 Teilnehmer wurden in die Studie aufgenommen. Die zuletzt aufgenommenen Teilnehmer werden die Studie Ende Juli 2018 abschließen. Die Ergebnisse der Studie werden gegen Ende des Jahres 2018 auf dieser Seite verfügbar gemacht.
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Dank der Vorteile des Laufens auf den Organismus und die Gesundheit, ist seine Popularität seit mehr als 20 Jahren ständig gewachsen. Allerdings ist Laufen mit einem hohen Verletzungsrisiko verbunden, so dass etwa 50% der Läufer sich während einer Saison verletzen und 25% im gesamten Jahr verletzt bleiben. Bis heute sind die Faktoren der laufbedingten Verletzungen nicht vollständig bekannt und nicht zu verstehen, insbesonders diejenigen, die im Zusammenhang mit dem Training und Belastung stehen. Daher scheinen Anfänger ein besonders hohes Verletzungsrisiko zu haben. Grundsätzlich könnte jedoch ein grosser Anteil der Verletzungen durch bessere Trainingsgestaltung verhindert werden.

Dennoch, in Anbetracht der bestehenden Literatur, gibt es keinen endgültigen Beweis dafür, dass die Lauferfahrung eine entscheidene Rolle bei der Entwicklung von Verletzungen spielt oder nicht. Dieser Faktor ist noch nicht speziell untersucht worden.

Aus diesem Grund hat das Laboratorium für Sportmedizin die „RRI_12“ Studie durchgeführt, mit dem Ziel, die Auswirkung der Lauferfahrung im Zusammenhang mit der Inzidenz von laufbedingten Verletzungen(RRI) zu untersuchen. Diese beinhaltete eine fünf Monate lange Überwachungsphase, von Januar bis Mai 2012. Die Teilnehmer waren während der Studienzeit dazu verpflichtet, wöchentlich ihre Trainingseinheiten in die Plattform TIPPS einzutragen. Das Training sollte mindestens einmal pro Woche stattfinden. Zusätzlich mussten alle jeglichen Verletzungen registriert werden.

Dieses Protokoll wurde entwickelt, um die Beziehung zwischen intrinsischen Faktoren (Alter,Body Mass Index, Geschlecht und Lauferfahrung) oder Trainingseigenschaften(Häufigkeit, Volumen, Intensität,uvm) und RRI Auftreten zu etablieren.

Insgesamt haben sich 308 Läufer/innen auf www.tipps.lu registriert und ab 01. Januar 2012 angefangen all ihre sportlichen Aktivitäten in die Datenbank einzutragen. Ausgehend von ihrem Lauftraining in den früheren zwölf Monaten zu Beginn der Studie, wurden die Läufer in zwei Kategorien eingeteilt.

Teilnehmer/innen, die angaben, im Jahr 2011 weniger als sechs Monate regelmässig (wöchentlich) gelaufen zu haben, wurden als „Anfänger“ und Teilnehmer, die im Jahr 2011 mehr als sechs Monate regelmässig trainierten als „Erfahren“ definiert.

Am Ende der Überwachungsstudie (Juni 2012) wurde die statistische Datenanalyse auf 199 Teilnehmer angewandt. Läufer, die im Verlauf der Studie ausstiegen oder nicht regelmässig Sport betrieben, wurden aus der Studie ausgeschlossen. Es haben überwiegend mehr Probanden im höheren Alter die Studie beendet als jüngere. Im Vergleich zwischen erfahrenen und unerfahrenen Läufern haben mehr unerfahrene die Studie abgebrochen. Daher waren die meisten der 199 Teilnehmer erfahrene Läufer (88%).

Die durchschnittliche Trainingslaufdauer lag bei den Erfahrenen höher als bei den Anfängern (jeweils 63.6min gegenüber 60.9min). Allerdings gab es mit durchschnittlich 2,5 Trainingseinheiten pro Woche kein Unterschied zwischen den Gruppen.

Während der fünf monatigen Studiendauer haben 43% der Teilnehmer sich eine Verletzung zugezogen. Mit einem Anteil von 50% waren unerfahrene Läufer häufiger betroffen als erfahrene Läufer mit 42%. Im Durchschnitt, ist in den fünf Monaten jeder Anfänger ingesamt 20.3 Stunden gelaufen. In der gleichen Studienzeit sind die Erfahrenen durchschnittlich 42.1 Stunden gelaufen.

Angesichts der unterschiedlichen Trainingsgesamtvolumina zwischen den beiden Gruppen wurde die Verletzungsrate auf das Volumen der Laufpraxis angepasst und standardisiert. Mittels dieser Korrektur war es möglich, die Verletzungsinzidenz zu analysieren. Die Anzahl der Verletzungen pro 1000 Stunden Laufzeit war bei den Anfängern 1,75 mal höher als bei den Erfahrenen (jeweils 14.9 und 8.5 RRI/1000 Std).

Ein weiterer statistischer Ansatz ergab weitere 3 signifikante Risikofaktoren in dieser Studie. Der erste untermauert die vorangehende Beobachtung, dass das Verletzungsrisiko bei Anfängern höher liegt als bei den Erfahrenen. Darüberhinaus bestätigt es, dass das Betreiben weiterer Sportarten neben Laufen die Verletzungsgefahr verringert. Zum Schluss, frühere Verletzungen (aufgetreten während den letzten zwölf Monaten) erhöhen das Verletzungsrisiko um 60%.

Es wurden insgesamt 139 durch Laufen verursachte Verletzungen registriert. Der Hauptteil (61%) aller innerhalb der Studie aufgenommenen Verletzungen hatten einen progressiven Hergang (z.B. Sehnenentzündung). Akute Verletzungen (z.B. Knöchelverstauchung) waren weniger häufig. Das am meisten betroffene Gewebe waren Muskeln (48%) und Sehnen (19%). Es war nicht überraschend zu beobachten, dass die am meisten betroffenen Körperteile Unterschenkel (22%), Oberschenkel (19%) und Knie (18%) waren.

Der Schweregrad der Verletzungen wurde anhand der Andauer der einzelnen laufbedingten Verletzungen bestimmt. Mehr als die Hälfte (51%) der RRIs waren leicht und erlaubten den Läufern innerhalb von vier Tagen zum regelmässigen Training zurückzukommen.

Zusammenfassung

Die RRI_12 Studie ist eine Beobachtungsstudie mit einer Dauer von fünf Monaten, mit einem Follow-up von 308 Läufer/innen und im Hinblick auf ihr Training und Verletzungsauftreten durchgeführt wurde. Die Analyse von letzendlich 199 Teilnehmern/innen betont die schützende Wirkung durch Lauferfahrung. Das Fehlen von früheren Verletzungen und/oder eines regelmässigen Betreibens von anderen Sportarten verringern das Risiko einer RRI. Alter, BMI und Geschlecht sind nicht für ein RRI Verletzungsrisiko ausschlaggebend.

Die Studienergebnisse zeigen, dass Anfänger ein höheres Verletzungsrisko haben. Es wäre sicherer, einen progressiven und personalisierten Trainingsplan mit einem profesionnellem Trainer zu erarbeiten und folgen. Der Zusammenhang zwischen früheren Verletzungen und der RRI Inzidenz zeigt, dass eine vollständige Genesung vor der Rückkehr zum regelmässigen Trainingsplan sehr wichtig ist. Es ist auch wichtig, die positive Wirkung von Betreiben anderer Sportarten zu unterstreichen; Nicht nur um die allgemeine Fitness zu verbessern, sondern auf die weiterführende Wirkung in Bezug auf Reduzieren von RRI Risiko.

Tatsache ist, dass eine grosse Mehrheit der von den Teilnehmern/inne aufgenommenen Verletzungen einen progressiven Hergang hatten(bezeichnet auch als Verletzung durch Überbelastung) und dass diese RRIs hauptsächlich Muskeln und Sehnen betreffen, zeigt, dass Laufen entzündliche Erkrankungen generiert, wahrscheinlich aufgrund der repetitiven Natur des Sports. Diese Erkenntnis zeigt einmal mehr die Notwendigkeit, aufmerksam auf die Schemerzempfindungen und vorläufigen Verletzungen zu sein und die Notwendigkeit, sein Trainingsplan wenn es notwendig ist anzupassen.

Better safe than sorry! Es wäre sicherer, regelmässig den Trainingsumfang und/oder die Intensität zu verringern, um somit genügend Zeit für den Körper zu geben, sich allmählich anpassen zu lassen.

In Anbetracht, mittels hohem Anteil an intensivem Training ihr Leistungsfortschritt zu erhöhen, steigern Läufer/innen ihr laufbedingtes Verletzungsrisiko und könnten gegebenfalls viel Trainingszeit verlieren!